Nachdem ich diesen Montag meine Fastenzeit beendet habe, schreibe ich heute etwas über die gesundheitlichen Hintergründe des Fastens. Also, dass was im Körper während und nach dem Fasten passiert.
Zunächst einmal, es gibt sehr unterschiedliche Ansätze wann, wie lang, warum und wie man Fasten kann.
Bei meinen Workshops spreche ich oft vom sogenannten hormetischen Effekt. Der hormetische Effekt tritt dann ein, wenn etwas schädliches, beispielsweise ein Pflanzengift, in einer bestimmten Dosis einen positiven Effekt hat. Nun der Bereich in dem eine Pause vom Essen die meisten positiven Wirkungen mit sich bringt liegt zwischen 7 und 72 Stunden.
Wann man Fastet ist eigentlich egal. Kulturhistorisch bietet sich der Frühling an. Frühling und Sommer haben den netten Nebeneffekt, dass die verstärkte Sonneneinstrahlung den Hunger etwas reduziert. Dafür muss man natürlich auch raus in die Sonne. Dafür ist der April wegen seines launenhaften Wetters nicht die allerbeste Wahl. Wenn man es sich zeitlich frei einteilen kann, würde ich persönlich den Mai präferieren.
Wie man am besten Fasten, darauf gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein. Aber wichtig: die wissenschaftlichen Hintergründe, auf deren Basis ich die folgenden Informationen zusammengetragen habe beziehen sich auf eine Zeit ohne Essen. Also nichts, was den Verdauungsprozess anregen würde. Also keine Brühen, Säfte, etc. Nur Wasser oder leichten Tee.
Nun also zum eigentlich interessanten: Was passiert im Körper? Das der Darm dabei entlastet wird, der Geist zur Ruhe kommt, etc. ist den meisten bereits bekannt. Ich konzentriere mich deshalb auf die eher unbekannteren, aber nicht weniger interessanten Faktoren.
Die Energieversorgung verbessert sich.
Bereits ab 12 Stunden Fasten sinkt die Plasmaglucose sowie das Insulin im Blut. Nach 60 Stunden ist nur noch die Hälfte des Ausgangsinsulinwertes im Blut feststellbar und die Plasmaglucose sinkt auf 70% des Ausgangswertes. Hiermit verbunden steigt die Insulinsensibilität. Und eine erhöhte Insulinsensibilität ist nicht nur für insulinresistente Diabetiker gut, sondern für jeden förderlich. Insulinsensibler heißt, dass die Organe dann mehr Energie aufnehmen können, sobald diese Vorhanden ist (also nach dem Fasten ;).
Außerdem verbessert sich die mitochondriale Funktion. (Man kann sagen Mitochondrien sind die „Kraftwerke“ der Zellen. Sie sorgen für die Energieumsetzung innerhalb der Zellen.) Das heißt aus der gleichen Menge Nahrung kann später mehr Energie gewonnen werden.
Das Stressempfinden sinkt.
Adrenocorticotropin und Corticosterone steigen unter Stress nicht mehr so stark an (Adrenocorticotropin und Corticosterone sind die Hormone, die dann zu einer Adrenalin und Cortisolausschüttung führen) Weniger Adrenalin und Cortisol bedeutet somit automatisch eine weniger starke Stressreaktion. Egal auf welche Anforderung oder Überforderung.
Das Fett wird „gesünder“
HDL-cholesterol steigt, während totales Cholesterol und LDL Cholesterol sinkt. Wenn vom „bösen Cholesterin“ gesprochen wird, ist das in LDL enthaltene Cholesterin gemeint. Es ist jenes, welches in Hohen Mengen beispielsweise mit Atherosklerose in Verbindung gebracht wird.
Das Gehirn wächst.
Wenn man Hunger hat, werden mehr GLUT-1 Kanäle (Glucose Transportkanäle) im Hirn aktiv. Dadurch kann das Gehirn, sobald wieder Energie in Form von Nahrung zur verfügung steht, mehr Energie als vorher aufnehmen. Das kann soweit gehen, dass das Gehirnvolumen messbar zunimmt.
Kurz und Knapp: nach dem Fasten braucht man weniger, dafür genießt man mehr. Und als netten Nebeneffekt ist man nicht nur gesünder sondern auch intelligenter als vorher.
In diesem Sinne, genießt das Wochenende, die Sonne, das Essen - und vielleicht auch mal eine Zeit nur das Wasser ; )
Louis
Quellen:
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Effects of intermittent fasting on metabolism in men.
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