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Beziehung retten während LOCKDOWN

2020 über 10 % mehr Scheidungen als 2019. 2021 vielleicht noch mehr. Worauf es wirklich ankommt wenn du nach Corona nicht die Scherben deiner Beziehung aufklauben möchtest.


Dass eine gesteigerte gemeinsame Zeit bei manchen ein Fass zum überlaufen bringt, ist kein Wunder. Oder wie viele Familien kennst du bei denen es jedes Weihnachten Streit gibt? Doch viele versuchen sich noch durchzubeißen. Und genau da liegt die Gefahr. Wenn man versucht, sich zusammen zu reißen während es bröckelt. Zusammen-reißen, als hätte das schon jemals gut geklappt ;-)




Meine Partnerin und ich haben in den inzwischen über 10 Jahren Gemeinsamkeit getrennt gewohnt, zusammen gewohnt, 3 Monate in einem winzigen Van gelebt und trotzdem ist die Coronazeit auch für uns manchmal herausfordernd. Wir leben zusammen und Arbeiten seit inzwischen über einem Jahr beide von zu Hause aus. Aber trotz vieler stressiger Zeiten sind wir 95 % happy.




Denn die scheinbaren Beziehungsprobleme sind eigentlich Raum-Zeit-Verteilungs-Probleme.


Wenn man Beziehungspartner zu mehr Nähe zwingt liegt genau hier sowohl das Problem als auch die Lösung. Nicht jedes Beziehungspaar braucht die gleiche Nähe. Sowohl die Art als auch der Zeitraum der Nähe sind so individuell wie die Menschen.


Denke mal zurück, als du verliebt warst. Da kann man gar nicht genug von einander bekommen. Am liebsten 24 Stunden, 7 Tage die Woche zusammen sein. In so ziemlich jeder Beziehung verändert sich das verliebt sein in andere positive Gefühle. Liebe, Zuneigung, gemeinsame Erinnerungen, gemeinsame Ziele. Doch diese benötigen nicht unbedingt die körperliche Nähe des Partners. Zumindest nicht 24/7. Denn in einer gesunden Beziehung wachsen nicht nur zwei Menschen zusammen. Eine gesunde Beziehung ermöglicht auch jedem individuell zu wachsen. Individuelle Interessen sind kein Beziehungskiller, sondern halten die Spannung aufrecht.




Wenn man aber, wie zu Zeiten von Lockdowns gezwungen ist, die persönlichen Interessen zurückzustellen, staut sich unweigerlich etwas an. Der scheinbar nervende Partner ist nur die Spitze des Eisbergs. Der größere Teil unter Wasser sind oftmals unterbewusste Ängste, Stressoren oder eben auch der Frust durch nicht ausgelebte Freuden.


Ok, aber die Situation ist, wie sie ist, was kann ich denn nun machen?


Neben dem stressigen Alltag ist für die meisten das Zuhause ein Ort des Rückzugs. Dieser Rückzug, der Private Raum, ist der Ort, wo wir maximal selbst die Kontrolle haben. Kein Kollege oder Chef sitzt einem im Nacken. Keiner schneidet deine Vorfahrt ab. Du entscheidest, was du Essen möchtest, welches Buch du lesen oder welchen Film du anschauen möchtest. Um das genießen zu können, muss man sich aber auch frei entscheiden können, wann und wie viel man diesen sicheren Raum nutzen möchte.

Aktuell entscheiden wir darüber leider nicht mehr selbstständig. Zusätzlich arbeiten viele von zu Hause aus, was die Trennung des geschützten Raumes mit der äußeren Welt verschwimmen lässt.



Außerdem scheint der sichere Raum auch nicht mehr so sicher wie früher. Coronabedingt. Klar. In jedem Fall: Wenn der Rückzugsort nicht mehr gesichert ist, ist das für viele, wie wenn die letzte Bastion fällt. Wenn dann die Beziehung nicht spitzenmäßig intakt ist, findet man Kritikpunkte die man früher leicht übersehen hat.

In meinem Arbeitsfeld der kPNI nennt man so etwas ein Symptom. Das der Partner nervt, ist ein Symptom. So wie Kopfschmerz ein Symptom ist. Aber ein Symptom ist nie die Ursache. Den Kopf abnehmen löst nicht das Problem. Weil die Ursache beispielsweise ein Magnesiummangel ist. Mehr Magnesium und der Kopfschmerz ist weg. Und die Ursache, dass der Partner nervt, ist vielleicht der Mangel an Freizeitaktivitäten, wie das Fitnessstudio besuchen, ins Café zu gehen oder sich einfach mal mit Freunden zu treffen.

Zeit für sich haben zu wollen bedeutet nicht keine Lust auf seinen Partner zu haben. Ein guter Zeitpunkt ist einzugestehen, dass man manche soziale Beziehungen, Hobbys oder Zeit alleine vermisst. Und diese der Partner oftmals nicht erfüllen oder ausgleichen kann. Doch dieser Mangel sollte nicht die ganze Beziehung ins Wanken bringen.



Deshalb hier die zwei wichtigsten Strategien, um eine gesunde Beziehung durch den Lockdown zu halten, wie lange er auch gehen möchte.


Erstens:

Nehmt euch Zeit zusammen und redet offen über die Dinge, die euch stören, die euch fehlen, die ihr vermisst, wovor ihr Angst habt, was ihr euch wünscht. Usw. Mindestens einmal jede Woche. Am besten eignet sich dafür ein Vormittag am Wochenende. Notfalls tragt es euch im Kalender ein.


Zweitens:

Jeder sollte Zeit für sich alleine haben. Manch einem reicht eine Stunde in der Woche, andere brauchen 5 Stunden am Tag. Auch wenn man jetzt nicht immer das tun kann, was man vor Corona gewohnt war in der „partnerfreien Zeit“ zu tun. Der Bedarf fällt durch Corona ja nicht weg. Auch wenn es jetzt vielleicht eine Stunde mit einem Buch in die Badewanne ist. Wichtig ist, dass klar ist, dass dieses Ja zur eigenen Zeit im großen Ganzen auch ein Ja für die Beziehung ist.


Durch „zusammenbeißen“ und durchstehen wird es selten besser. Aber wenn du und dein Partner in dieser Zeit Anpassungsfähigkeit zeigt, werdet ihr gestärkt aus der Krise heraustreten.


Viel Erfolg dabei!

Liebe Grüße

Louis





Quellenangaben:


Bild 1 von Louis Weidenkopf

Bild 2 von alex Iby (unsplash)

Bild 3 von Kristin Sauerbrey

Bild 4 von Everton Vila (unsplash)

Bild 5 von Yasmina H (unsplash)

Bild 6 von Manuel Meurisse (unsplash)


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