Neulich habe ich in der Sauna etwas Komisches erlebt. Der Saunameisterin war das Wedeln verboten. Doch sie hatte einen langen Schal an und ist „zufällig“ grinsend, tänzelnd und drehend durch die Sauna. Das sorgte nicht nur für etwas frischen Wind, sondern auch für eine Menge gute Laune. zumindest bei den meisten. Ein Besucher hat sich sehr ruhig verhalten. Später habe ich mitbekommen, dass sie denunziert und vom Chef abgemahnt wurde.
Das wollte ich genauer wissen: Warum ist das Handtuchwedeln in der Sauna verboten, die Haartrockner in der Umkleide aber nicht? In beiden Fällen findet doch vorrangig Luftverwirbelung statt, oder nicht?
Ob Entspannung oder Gefahr, erklär ich gleich.
Denn diese und andere Logiklücken zeigen mir immer wieder die allgemeine Verunsicherung auf. Das ist ein großes Problem. Denn wenn man nicht weiß, wie man sich schützt oder ob man nun in Gefahr ist und wann man sorgenfrei sein könnte, führt das zu einem größeren Problem. Dann lebt man potenziell immer in der Unsicherheit und Angst. Und Angst lässt das Immunsystem schlechter arbeiten, wodurch die theoretische Ansteckungsgefahr auch faktisch steigt.
Deshalb eine kleine Aufklärung:
Der SARS-CoV-2 hat die besten Überlebensbedingungen, wie auch jeder andere Virus, bei kühler und trockener Luft.
Das liegt zum einen an der Lipidschicht, die den eigentlichen Virus umgibt. Diese Fettschicht ist bei kühlen Temperaturen sehr stabil und schmilzt bei Hitze wie Butter in der Sonne. (Nebenbei: Deshalb hilft Seife auch so gut, weil sie die schützende Fettbarriere des Virus aufbricht.)
Zum Zweiten besteht der eigentliche Virus aus Proteinmolekülen. Ungeschützt verfallen diese sogar schon bei moderaten Temperaturen. Deshalb stirbt man bereits bei Fieber über 42 °C. Weil die Proteinmoleküle in der Blutbahn hart werden. Man kann sich das vorstellen wie Eier kochen. Man kann ein Ei auch bei 42 °C hart kochen. Es dauert halt nur Stunden. Und bei 100 °C dauert es halt nur ein paar Minuten. Da Wassermoleküle sehr viel bessere Wärmeleiter sind als Luftmoleküle, wird die Umgebungstemperatur bei steigender Luftfeuchtigkeit auch schneller übertragen.
Bei Temperaturen über 60 °C und Luftfeuchtigkeit über 20 % zerfallen Viren in unter einer Stunde zu 99,99 %.
Bei einer typischen Aufgusssituation in der Sauna hat man zwischen 85 °C und 110 °C. Die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 10-15 % vor und 40-50 % nach dem Aufguss. Auch wenn es exakt zu diesem Fall noch keine Langzeitstudien mit exakten Daten gibt, müssten rein rechnerisch die Viren nach wenigen Minuten abgestorben sein.
Auf der anderen Seite können wir immer noch überall diese hübschen Händetrockner und Föhns benutzen. Wie frühere Studien mehrfach gezeigt haben, sind das Ware Keimschleudern. In Räumen mit Händetrocknern ist allein die Bakterienbelastung 27-mal höher als in Räumen ohne die Händetrockner. Das man den Kunden natürlich weder Hände verbrennen noch Haare versengen möchte, führt logischerweise zu moderaten Temperaturen.
Zum Zweiten, wie der Händetrockner und Haartrockner schon sagt, sorgen sie gerade nicht für eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die Kombination des Haar- & Handtrockners ist somit aus Viral-Thermoregulatorischer-Sicht (Ein spaßiger Neologismus ;-) „gefährlicher“ als ein ordentlicher Aufguss mit wedeln in der Sauna.
Weder mache ich die Regeln, noch möchte ich vorschlagen Haartrockner als Gefahrengut einzustufen.
In jedem Fall ist das potenzielle Infektionsrisiko durch das Wedeln in der Sauna extrem viel kleiner als die erlaubten Haartrockner und Händetrockner in den Umkleiden der Saunen und Fitnessstudios.
Also können wir bitte die angenehm entspannende Saunazeit wieder als das genießen, was es ist. Eine spitzen Immunstärkung, die nebenbei noch den Stress abfallen lässt. Besonders gut für unentspannte Denunzierer. Wer andere anschwärzen möchte, ist meist aus ganz anderen Gründen gestresst. In dem Fall: Einfach noch etwas länger den Stress ausschwitzen.
In dem Sinne, lasst uns nicht verrückt machen - dann schwitzen wir uns gemütlich durch die Coronazeit.
heiße Grüße,
Louis
Quellenangaben:
Effects of Air Temperature and Relative Humidity on Coronavirus Survival on Surfaces
Lisa M. Casanova, Soyoung Jeon, William A. Rutala, David J. Weber, Mark D. Sobsey
10.1128/AEM.02291-09
Microbiological comparison of hand-drying methods: the potential for contamination of the environment, user, and bystander
E.L.BestaP.ParnellaM.H.Wilcoxab
The Healthcare Infection Society. Published by Elsevier Ltd.
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